Was ist anders am Teufelstisch?




Nach so vielen Gerüchten ist natürlich die Frage interessant, ob am Teufelstisch wirklich etwas gravierend anders ist als an anderen Stellen im Bodensee, speziell den anderen Steilwänden. Igendwo muß der berüchtigte Ruf ja herkommen, denn bekannt ist der Teufelstisch jedem, ob Taucher oder Nichttaucher. Daß hier früher getaucht wurde, spricht zumindest erst einmal dafür, daß es kein langweiliges Tauchgebiet ist (wie viele andere Stellen im Überlinger See auch).

Tiefe, Dunkelheit und Kälte sind Dinge, die jeder (Steilwand-)Taucher im Bodensee kennt, und mit denen er umgehen können muß, sonst ist er fehl am Platze. Der Versuchung der Tiefe, von der öfter gesprochen wird, konnten wir gut widerstehen, denn es gibt auch so so viele Ziele am Tisch. Als "Gipfel" eignet sich dabei im Rahmen der Ausnahmegenehmigung besonders die Nase in 40 m Tiefe - für den, der unbedingt das Tiefenlimit ausreizen muß.

Das Faltblatt des "Arbeitskreis Sicheres Tauchen im Bodensee" meint zum Steilwandtauchen: "Kompaßkurs zur Wand einstellen. Bei Verlust des Sichtkontaktes zur Wand nach Kompaß zur Wand tauchen bzw. kontrolliert auftauchen". Da man am Teufelstisch um den Tisch herumtauchen kann, ändert sich natürlich auch der Kompaßkurs zum Tisch während der Umrundung um 360 Grad. Nimmt man vor dem Tauchgang den Kompaßkurs nur zur Steilwand, dann ist man im ungünstigsten Fall (an den beiden Spitzen des Tisches) über 15 m von der Steilwand am Ufer entfernt. Mehr als es wahrscheinlich bei einem "normalen" Verlust des Kontaktes zur Wand im Überlinger See ist. Aber es bleibt ja auch die andere Möglichkeit, nämlich kontrolliert aufzutauchen. Durch die vielen Biegungen ist der Fels auch ein kleinerer Bezugspunkt als normale Steilwand, deshalb ist es wichtig, sorgfältig Kontakt zum Fels zu halten. Besonders (und reizvoll) ist die Möglichkeit, vom Teufelstisch als Bezugspunkt hinüber zur Steilwand (und umgekehrt) zu wechseln. Damit hier der Kontakt zum Fels nicht verlorengeht, ist unsere Regel, daß nur auf ein Zeichen hin gewechselt wird, und zwar dann, wenn beide den neuen Bezugspunkt sehen. Wir hatten mit dem Kontakt zur Steilwand nie Probleme, am Teufelstisch nicht und auch nicht an anderen Steilwänden im Bodensee. Wer Steilwandtauchen im Bodensee praktiziert, sollte sich bewußt sein, daß man die Wand verlieren kann, und sollte sowohl psychisch als auch von den Tauchfertigkeiten her darauf vorbereitet sein.

Der Teufelstisch ist relativ weit vor der Steilwand vorgelagert, dadurch fällt hier oft mehr Licht hin als an die Steilwand am Ufer. Taucht man um den Tisch, dann wechseln Licht und Schatten manchmal ab. An der in Richtung Marienschlucht zugewandten Seite ist es dunkler, etwas düsterer. Aber auch das sollte dem erfahrenen Taucher keine Probleme bereiten, kennt er doch meist Dunkelheit von den etwas tieferen Tauchgängen (im Bodensee ist es oft ab 20 m Tiefe schon dunkel ist) oder von Nachttauchgängen. Und Licht und Schatten wechseln wiederum auch an anderen Plätzen am Überlinger See.

Am Teufelstisch wird wegen des Tauchverbots sehr wenig getaucht. Es ist interessant, festzustellen, daß sich dadurch am Fels mehr Sediment abglagern kann. Denn von den Luftblasen, die am Fels hochsteigen, kann dieses sich lösen, herabsinken, und die Sicht beeinträchtigen. Auch kleine Teile vom Bewuchs sinken, von den Luftblasen gelöst, manchmal langsam an einem vorbei in die Tiefe (siehe hierzu auch die Beschreibung unseres ersten Tauchgangs). Wer den Fels und seinen Tiefenmesser als Bezugspunkt nimmt, wird sich davon nicht stören lassen.

Die größte Besonderheit des Teufelstisches dürfte wahrscheinlich sein berüchtigter Ruf sein, der ihm anhaftet, hervorgerufen durch die sechs tödlichen Unfälle und das anschließende Tauchverbot. Und natürlich auch sein Name, der die Phantasie vieler anregt, zusammen mit dem wenigen Wissen, wie es dort nun wirklich aussieht.

Matthias Eisenmann




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